Selbstgesteuertes Lernen

Segelzeit

„Ich wünsche mir, dass sich Schulen stärker als Lernorte verstehen, an denen nicht nur Fachinhalte vermittelt, sondern die Grundlagen für lebenslanges Lernen gelegt werden. Fachwissen ist wichtig, aber das eigentliche Ziel der Schule sollte sein, Schülerinnen und Schüler zu befähigen, sich neue Inhalte auch selbstständig zu erschließen. Dafür ist selbstreguliertes Lernen ein entscheidender Baustein.“

(Prof. Dr. Ferdinand Stebner)

Selbstgesteuertes Lernen als Element der „Schule der Zukunft“ an der Hans-Geiger-Schule

Die großen Herausforderungen und Megatrends unserer Zeit stellen neue Anforderungen an das Lernen in Schule im 21. Jahrhundert. Die Initiative „Schule der Zukunft“ des Landes Rheinland-Pfalz unterstützt und begleitet Schulen dabei, diese Herausforderung erfolgreich zu meistern. Dazu gehört die Entwicklung einer neuen Lernkultur, also Lernen insgesamt neu zu denken. Das ist eine der großen und herausfordernden Aufgaben für Forschung, Schulen und alle Menschen, die mit Bildung und Lernen zu tun haben. Das „selbstgesteuerte, selbstregulierte Lernen“ ist eine Möglichkeit Verantwortung für den eigenen Lernprozess zu erlernen und nach und nach Selbstwirksamkeit und Erfolgserlebnisse im Lernen zu erfahren.

Im Fokus beim „selbstgesteuerten Lernen“ steht der Lernende selbst. Dieser übernimmt sukzessive die Verantwortung für den eigenen Lernprozess. Das „selbstgesteuerte Lernen“ in der Grundschule legt den Grundstein für lebenslanges Lernen und fördert Schlüsselkompetenzen wie Selbstständigkeit, Problemlösefähigkeit und Teamarbeit. Den Schülerinnen und Schülern wird ermöglicht ihren Lernprozess aktiv mitzugestalten und schrittweise Verantwortung für das eigene Lernen zu übernehmen. Dies erweist sich als sehr motivierend für die Lernenden. Neben den personellen und sozialen Kompetenzen erlernen die Kinder weiterhin fachliche Kompetenzen, die den Bildungsstandards des Bundeslandes entsprechen. Beim „selbstgesteuerten Lernen“ übernimmt die Lehrkraft eine Rolle, die weniger das Vermitteln von Wissen in den Vordergrund stellt, sondern sie begleitet die Kinder und regt Lernprozesse an. Sie ist Lernhelfer, Lernorganisator und Lernberater. Sie bereitet gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern die Basis für das „selbstgesteuerte, selbstregulierte Lernen“.

Segelzeit in der Hans-Geiger-Schule

Das „selbstgesteuerte Lernen“ in der Hans-Geiger-Schule ist die sogenannte SEGELZEIT.

SE = SELBST

GE = GESTEUERTES

L    = LERNEN

Im letzten Schuljahr 2024/25 wurde die Segelzeit in der 4. Lernstufe introduziert. Gemeinsam mit den Kindern wurde erarbeitet, was „SEGELN“ bedeutet. Die Eltern wurden an den Elternabenden der betroffenen Klassen informiert. Nach dem 1. Schulhalbjahr gab es eine Reflexion mit den Kindern. Dabei entfiel beispielsweise, weil es sich als kaum effektiv und außerdem redundant zeigte, das sogenannte „Segeltagebuch“.

Selbstgesteuertes Lernen …

  • kann nicht vorausgesetzt, sondern muss in gelingender Beziehung mit Lernendem und Lehrkraft entwickelt werden.
  • kann/muss durch ein Mindestmaß an Fremdsteuerung durch die Lehrkraft ergänzt werden, damit der Lernende die Fähigkeit zur Selbststeuerung erwerben kann.

Das heißt, die Lehrkraft ist eine „Anregende“ von Lernen und seinen Prozessen.

Evaluation und Weiterentwicklung

Als „Schule der Zukunft“ wird die Hans-Geiger-Schule vom Bildungsministerium begleitet und erhält bestmöglichen fachlichen und wissenschaftlichen Input. Am Ende des Schuljahres 2024/25 durchlief das Kollegium einen Design Thinking-Prozess zum „SEGELN“, um die nächsten Schritte der Implizierung in allen Lernstufen zu definieren und diese zeitlich einzuordnen. Auch die Erfahrungen in Hospitationen bei anderen Schulen, wie beispielsweise der Grundschule Süd in Landau, Rheinland-Pfalz, oder die Grundschule Op de Horst in Horst, Schleswig-Holstein, fließen in die Evaluation und Weiterentwicklung der Segelzeit ein. Zurzeit wird die Segelzeit angepasst und das Kollegium entwickelt Arbeitspläne für die jeweiligen Lernstufen und es fasst die im Einzelnen zu erwerbenden Kompetenzen zusammen.

Implizierung „selbstgesteuerten, selbstregulierten Lernens“ (Prof. Dr. Ferdinand Stebner):

  1. Der erste und wichtigste Schritt ist, ein gemeinsames Verständnis von selbstreguliertem Lernen innerhalb des Kollegiums zu schaffen. Es ist essentiell, dass alle Lehrkräfte und das pädagogische Personal dasselbe, richtige Konzept teilen, um Fehlvorstellungen zu vermeiden und Zeit zu vergeuden. Dies kann durch interne Workshops oder die Einbindung externer Expertinnen und Experten erreicht werden.
  2. Anschließend sollte eine gemeinsame Strategie entwickelt werden. Es hat sich bewährt, in einer bestimmten Jahrgangsstufe zu beginnen, für die weiterführende Schule beispielsweise in der fünften Klasse, und die neuen Ansätze dort zu erproben. Eine schrittweise Einführung ermöglicht es, Erfahrungen zu sammeln und den Prozess kontinuierlich zu evaluieren und anzupassen.
  3. Es ist auch ratsam, sich Inspiration und Unterstützung von außen zu holen. Partnerschaften mit Universitäten oder der Austausch mit anderen Schulen, die bereits Erfahrungen mit selbstreguliertem Lernen gesammelt haben, können wertvolle Impulse liefern. Der Fokus sollte dabei stets auf einer klaren Kommunikation und einer gemeinsamen Haltung liegen, um das Kollegium möglichst geschlossen auf diesem Weg mitzunehmen.

Quellen:

  • Unterlagen der Hans-Geiger-Schule
  • https://www.campus-schulmanagement.de/magazin/selbstreguliertes-lernen-ein-schluessel-fuer-zeitgemaessen-unterricht-ferdinand-stebner
  • https://schule-der-zukunft.rlp.de/schulen